Narziss mit Brille : Kapitel einer Autobiographie
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- Publication date
- 1985
- Publisher
- Heidelberg : L. Schneider
- Collection
- inlibrary; printdisabled; trent_university; internetarchivebooks
- Contributor
- Internet Archive
- Language
- German
312 p., [1] leaf of plates :
Bibliography : p. 311-312
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- Access-restricted-item
- true
- Addeddate
- 2019-08-17 00:20:41
- Associated-names
- Martini, Fritz, 1909-; Schwarz, Egon, 1922-
- Bookplateleaf
- 0004
- Boxid
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- Sony Alpha-A6300 (Control)
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- trent
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- Pages
- 326
- Ppi
- 300
- Republisher_date
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- Scandate
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- Full catalog record
- MARCXML
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Dr. M. Karl
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April 2, 2021
Subject: Leben unter Zugzwang: Sehschärfe auch beim Rückblick
Subject: Leben unter Zugzwang: Sehschärfe auch beim Rückblick
Der Germanist B.B. (1901-78) verkörperte die nicht eben häufige Verbindung von Playwright und Scholar, sodass es nicht wundern sollte, dass er dem autobiographischen Genre misstraute und es bei fragmentarischen Anläufen bewenden ließ, die die Herausgeber Egon Schwarz und Fritz Martini unter einem etwas boshaften Titel in 17 Kapitel genannten Splittern 1985 herausgaben. Die Anläufe entstanden überwiegend im letzten Lebensjahrzehnt, meist spontan aus alltäglichen Begebenheiten in seiner kalifornischen Wahlheimat „am Abhang der Via Capri“ extemporiert - beim Rasensprengen, beim Gespräch mit den Nachbarn, beim Nachdenken über den American Way of Life vom Swimming Pool bis zur Wasserspülung (31ff, 269,272) oder bei einer spontanen Flasche Rotwein, der „Milch für Greise“, in einer schlaflosen Nacht am 26.9.76. (197ff) Die Dramatik des Lebensvollzugs, zumal in turbulenter Zeit, einfach den glatten Kausalketten von Memoiren zu opfern, unter Auslassung etwa der stop gap solutions, die Dinge also „vom Ende her ansehen“ und Komplexes „ins Eindimensionale (zu) bringen“ (91), hielt „der Germanist, der zunächst als Schriftsteller begonnen hat“ (238), für „eine lähmende Perspektive“(24), in der „die Einzelheiten in der abstrakten Summierung untergehen würden.“ (91) Sie nicht einzunehmen, bedeutet für Blume, Glück nicht absolut zu setzen, sondern „als die Komplementärfarbe des Schreckens“ (134) zu erkennen und (gerade deshalb) wenigstens bescheiden zu achten. Blume wurde 1901 in Stuttgart geboren („doch als Kind norddeutscher Eltern“, 93) und als der Ruf der vielen kleinen Leute nach dem einen starken Mann (130) endlich erhört worden war, schützten ihn 1933-36 schwäbische Honoratioren aus der Kulturszene vor den schlimmsten Folgen und halfen ihm beim Umgehen des Arbeits- und Aufführungsverbots, was seinen „Hass auf alle Ministerialbürokratie“ (180) aber keineswegs dämpfte. Zu jenen kleinen Leuten gehörten er und seine Familie von Anfang an eher nicht, sodass er sein Abitur in Esslingen, sein Studium in Tübingen und München, sein Referendariat als Lehramtsanwärter in Cannstatt absolvieren konnte (91ff), um parallel dazu an einer Karriere als Bühnenautor und Dramaturg zu feilen, die mitunter als kongenial zum „großen B.B.“ aufgefasst wurde (297), am wenigsten allerdings von ihm selber, der sich im Gegensatz zu der kollegialen Titelanmutung des „Narziss“ eher bescheiden äußert: „ Ich war zwar kein großer Dichter, aber ich verstand etwas von der Spannung, die ein Theaterstück braucht.“ (92) Vielleicht lag das Schwäbische an dem Dramatiker Blume vor allem darin, das Kreative stets aus dem Kreatürlichen heraus zu entwickeln, also beim Geschaffenen nirgends zu verschweigen, dass der Schaffende selber bloß ein Geschöpf ist. Und trotz früher Schießübungen mit einem 1918 für 10 Mark von einem Frontheimkehrer abgekauften Armeerevolver im Beisein des Apothekersohnes Ernst, einem standesgemäßen Kumpel aus dem Real-Gymnasium, „an der Burg in Esslingen (…) auf leere Medizinflaschen, die Ernst aus der väterlichen Apotheke mitbrachte“ (185), gesteht sich Blume die eigene Unfähigkeit zum Tyrannenmord ein, er spricht sogar von Feigheit. Im Jahr der Olympiade 1936 folgt dann auf die Promotion über „das nihilistische Weltbild Arthur Schnitzlers“ (302) alsbald die Emigration mit einer Ankunft im Hafen von New York am 30.4.1936 mit Ehefrau und zwei Söhnen im Alter von vier und sechs Jahren. (169f). Die Karriere führt über das Mills College für Mädchen in Oakland 1945 zur Ohio State University in Columbus und 1956 auf den Kuno-Francke-Lehrstuhl der Harvard University in Cambridge. Dazu enthalten die Splitter allerdings nur noch wenig Material. 40 Jahre USA enden kurz vor dem „Finis“ (S.279) mit dem Satz: „Ich bin hier selber fremd.“ Den Anfang macht die skeptische Überlegung: „Mir jedoch war keineswegs klar, was ich in Amerika sollte, dem Land der Cowboys, Gangster und Multimillionäre, harte, den Kaugummi zwischen die Zähne schiebende Männer alle, die nur eine Aufgabe im Leben kannten: die nie abreißende Jagd nach dem Dollar.“ (166) Dazwischen reflektiert Blume die uramerikanischen Mythen des Western aus der Besiedlung 1850 bis 1890: „Kleine Gemeinschaften, ohne staatlichen Schutz und ohne staatliche Kontrolle, begründet auf einem frugalen Arbeitsethos, genügsam, hart, anspruchslos, zuverlässig, hilfsbereit, einer gewalttätigen Natur abgerungen, immer auch vom Verbrechen bedroht, gegen das es nur Selbsthilfe gibt (…). All dem entspricht im Deutschen nichts. Offensichtlich hat die deutsche Literatur keine historische Landschaft hervorgebracht, die sich als tragender Boden für eine nationale Mythologie geeignet hätte.“ (199)
Michael Karl
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